Besseres Wetter hätten sich die Silvesterchläuse am 31.12.2021 wohl nicht wünschen können. Bei frühlingshaften Temperaturen und unter einem stahlblauen Himmel zogen sie im Appenzellerland durch Urnäsch. Mit lautem Schellengeläut treffen die «Schuppel» (Gruppen) jeweils vor einem der Häuser im Dorf ein. Dort springen und hüpfen die «Chläuse», bis die Türe des Hauses oder Geschäfts geöffnet wird. Nach der Begrüssung singt die Gruppe ein typisches «Zäuerli». Andächtig lauschen alle dem Naturjodel. Singen macht durstig! Zur Stärkung werden Weiss- oder Rotwein und Wasser in einer grossen Karaffe oder direkt von der Flasche angeboten. Ohne die Maske abzunehmen, schlürfen die Sänger das Getränk mit einem Trinkhalm durch das Loch in der Larve. Zum Abschluss wünscht man sich gegenseitig ein gutes neues Jahr. Mit einem Geldgeschenk bedanken sich die Hausbewohner oder Geschäftsbesitzer bei den «Chläusen». Die tanzen schliesslich unter lautem Schellengeläut davon und machen sich auf den Weg zum nächsten Haus. Schon ist ein anderer «Schuppel» im Anzug. Und das wiederholt sich den ganzen Tag.

  • Zweimal Silvesterchlausen: Die Tradition findet sowohl am 31. Dezember (neuer Silvester) und am 13. Januar (alter Silvester) statt. Grund dafür ist die Kalenderrevision durch Papst Gregor XIII im Jahre 1552. Sollten die Daten auf einen Sonntag fallen, sind die Chläuse bereits einen Tag davor unterwegs. Das Frühchlausen beginnt vor Sonnenaufgang. Gefeiert wird schliesslich bis spät in die Nacht.
  • Ursprung Silvesterchläuse: Der Brauch ist Teil des immateriellen Kulturerbes der Schweiz. Erstmals schriftlich erwähnt wurde er 1663 in einem Sittenmandat der reformierten Kirche. Damals wurde das «St.Niclaussen» an Weihnachten verboten.
  • Silvesterchlaus-Arten: Es sind drei! Nämlich die «Schönen», «Schö-Wüeschte» und die «Wüeschte». Die Kostüme der beiden letzten bestehen hauptsächlich aus Naturmaterialien. Wobei die «Schö-Wüeschte» zusätzlich auf dem Kopf Hüte mit geschnitzten Figuren tragen. Viel aufwändiger sind die Kopfbedeckungen der «Schönen», die zudem samtene Hosen und Röcke tragen.
  • Informationen Brauchtum: Auf der Silvesterchlausen-Website von Appenzellerland Tourismus sind detaillierte Informationen zu finden.
  • Allgemeine Informationen: Gibt es sowohl bei Appenzellerland Tourismus AR und Appenzell Tourismus AI.
  • YoutTube-Partner-Kanal: Ein Blick lohnt sich auf  LuegemolTV zu werfen, wo Videos von verschiedenen Schweizer Bräuchen zu sehen sind.

  • Das erste Mal waren wir 2018 beim Silvesterchlausen dabei und haben es in einem spannenden Video festgehalten. Traditionen und Brauchtum spielen im Appenzellerland eine grosse Rolle. Dazu gehören die Viehschauen im Herbst. Wir waren in Hundwil dabei und schauten uns jene in Oberegg an. Zu den Festen gehört immer auch die typische Appenzeller-Musik. Besonders beeindruckt hat uns der Musig-Marathon auf der Ebenalp. Die Ostschweiz ist in ideales Wandergebiet mit beeindruckenden Ausblicken auf den Säntis.