Flusskreuzfahrten erfreuen sich grosser Beliebtheit! Vermehrt auch bei jüngerem Publikum. Die entspannte Art zu reisen und Deutschlands Kulturschätze zu entdecken, habe ich während meiner Kreuzfahrt an Bord der MS Edelweiss von Basel nach Koblenz und zurück erlebt. Historische Schauplätze wie in Worms und Speyer kannte ich noch nicht. Und in Koblenz und im Elsass erlebte ich ebenfalls Premieren!
Meine aussichtsreiche Kabine

Meine Kabine Nr. 220 auf dem Mitteldeck der MS Edelweiss.
Die erste Begegnung mit der MS Edelweiss hatte ich anlässlich des «Tages der offenen Schiffe» von Thurgau Travel in Basel vor drei Jahren. Dieses Mal darf ich als Passagier an Bord bleiben und während sechs Tagen die Kreuzfahrt auf dem Rhein geniessen. Schnell sind meine Sachen in der geräumigen Kabine Nr. 220 verstaut und ich mache mich auf Entdeckungstour. Seit meinem letzten Besuch wurde die MS Edelweiss nämlich teilrenoviert. Das ist mir bereits in der Kabine aufgefallen. Die Herzkissen mit dem Edelweiss-Sujet sind geblieben.
Das schwimmende Matterhorn

Das Restaurant Matterhorn an Bord der MS Edelweiss.
Wie in der Kabine, so wurden auch in anderen Bereichen die Teppiche ausgetauscht. Im stilvollen Restaurant werden die Gäste zum Frühstück, Mittag- und Abendessen verwöhnt. Mit Blick aus den Panoramafenstern auf die vorbeiziehende Landschaft entlang des Rheins. Pünktlich um 16 Uhr legt die MS Edelweiss ab und macht sich auf den Weg in Richtung Worms.
Jeder Gang ein Genuss

Nachspeise zum Abendessen an Bord der MS Edelweiss.
Während die Passagiere sich auf dem Sonnendeck oder im Panorama-Salon zum Aperitif treffen, herrscht in der Bordküche Hochbetrieb. Wie heisst es doch so schön: Der erste Eindruck zählt! Die Gäste können jeweils aus zwei verschiedenen Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts wählen. Wer möchte, kann sich vorher noch am Salatbuffet bedienen. Das erste Abendessen an Bord hat vorzüglich geschmeckt und ich freue mich schon auf die nächsten Tage. Obwohl die Hose nach der Schlemmerei etwas enger sitzen wird.
Willkommen in der Nibelungenstadt

Die MS Edelweiss an der Anlegestelle mit dem Hagendenkmal in Worms.
Seit dem Ablegen in Basel hat die MS Edelweiss tagsüber und in der Nacht 13 Schleusen passiert, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Die ungewohnten Geräusche und das Ruckeln des Schiffes haben mich ein paar mal aus dem Schlaf gerissen. Gut ist das Frühstücksbuffet bis 9 Uhr geöffnet und der erste Ausflug steht erst am Nachmittag auf dem Programm. Schon von Weitem ist der 53 Meter hohe «Nibelungenturm» zu sehen. Unweit davon legen wir an der Wormers Rheinpromenade an. Neben dem Denkmal von Hagen von Tronje aus dem Nibelungenlied. Er soll – der Sage nach – den Nibelungenschatz in den Rhein geschmissen haben.
Gross, grösser, Worms

Das Lutherdenkmal in Worms ist riesig.
Ein unübersehbares Denkmal erinnert in der Innenstadt von Worms an Martin Luther, der 1521 in der Stadt vor dem Reichstag gestanden ist. Der Reformator und andere bedeutende Persönlichkeiten der Reformationsbewegung werden mit dem Werk geehrt.
Grossartige Kirchenbaukunst

Der romanische Dom ist das Wahrzeichen von Worms.
Nur ein paar Schritte davon entfernt und auf dem höchsten Punkt der Altstadt, prägt der geschichtsträchtige Dom St. Peter das Bild. Er ist mit den romanischen Kaiserdomen in Speyer und Mainz eine attraktive Sehenswürdigkeit. Doch unser Augenmerk gilt bei der Stadtführung einem anderen religiösen Thema.
UNESCO-Welterbe in Worms

Blick über den jüdischen Friedhof «Heiliger Sand» auf den Dom in Worms.
Der Friedhof «Heiliger Sand» beherbergt rund 2000 Gräber und ist Teil des UNESCO Welterbes SchUM. Er ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof Europas und von grosser kultureller Bedeutung. Seinen Namen verdankte er den reichen Wormser Juden, welche den Totenhof mit Sand aus dem heiligen Land, genauer Jerusalem bestreut hatten.
Mystischer Pilgerort

Bäume und Grabsteine im ältesten erhaltene jüdischen Friedhof Europas.
Hier wurden nebst den einfachen Leuten auch einflussreise Gelehrte und Rabbiner beigesetzt. Der Friedhof gilt darum als Pilgerstätte für viele Juden. Aus den Jahren 1058/59 stammen die ältesten Grabsteine. Der mystische Ort verströmt eine ganz spezielle Stimmung. Doch ein Sicherheitsmann schaut genau, dass die Besucher brav auf dem Weg bleiben.
Ewige Weisheiten

Grabsteine in Worms erzählen spannende Geschichten.
Glücklicherweise liegen einige Grabsteine direkt am Wegesrand. So kann ich auch die Inschriften erkennen. Zum Beispiel bei jenem von Jakob Kuhn: «Wer in den Herzen seiner Lieben lebt, ist gar nicht tot, er ist nur fern. Tot ist nur wer vergessen wird.» Unvergesslich bleibt mein Besuch in Worms auf jeden Fall.
Nächster Halt: Koblenz

Die MS Edelweiss hat in Koblenz angelegt.
Ich kann mich noch gut an Koblenz erinnern, wo sich der Zusammenschluss des Rheins und der Mosel befindet. Auf beiden Flüssen war ich schon auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Doch auf einem Schloss am Rhein war ich bis jetzt noch nie!
Märchenhafte Parklandschaft

Auf dem Weg durch den Park zum Schloss Stolzenfels.
Das liegt nur etwas ausserhalb der Stadt und thront über dem Rhein. Also geht’s erst mal bergaufwärts, zwischen herbstlich eingefärbten Bäumen durch einen Park. Den hatte der preussische Gartenkünstler Peter Joseph Lenne erschaffen.
Ein Schloss wie aus dem Bilderbuch

Romantischer Garten im Hof von Schloss Stolzenfels.
Auch der hübsche Schlossgarten im Hof ist eines seiner Meisterwerke. Von der ursprünglichen Burganlage aus dem Jahr 1244 war nur eine Ruine geblieben. Erst als die Stadt Koblenz sie 1823 dem späteren König Friedrich Wilhelm IV schenkte, erwachte Schloss Stolzenfels aus seinem Dornröschenschlaf und würde prächtig wieder aufgebaut.
Rheinische Hochromantik

Schloss Stolzenfels ist ein Meisterwerk der Rheinromantik.
Am prachtvollen Gebäude wird auch heute noch gewerkelt. Renovationsarbeiten stehen an und so ist ein Teil der Fassade bei meinem Besuch eingerüstet. Die Innenräume sind ebenfalls sehenswert. Mit grossen Pantoffeln unter den Füssen schlurfen die Besucher durch den Rittersaal und dekorativ geschmückte Räume. Nur schade, dass es verboten ist, diese beeindruckenden Werke der rheinischen Hochromantik zu fotografieren.
Berühmtes Fotosujet

Kaiser-Wilhelm-Denkmal am heutigen Deutschen Eck in Koblenz.
Zurück in Koblenz kann ich wieder nach Lust und Laune Bilder schiessen. Zum Beispiel «wo Vater Rhein auf Mutter Mosel trifft». Dort steht auf einem beachtlichen Monument das 14 Meter hohe Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm I. Das Denkmal wurde zu Ehren der vollständigen Einigung Deutschlands nach drei Kriegen erbaut. Der symbolträchtige Ort wird Deutsches Eck genannt.
Zwei Deutsche Ecken

Das alte Deutsche Eck auf dem Gelände der Deutschordensniederlassung.
Das originale befand sich aber eigentlich an einem anderen Ort. Nur Insider und Reiseführer wissen, dass die Reste eines Kreuzes an einer uralten Fassade zu sehen sind. Dieses Gebäude liegt auf dem Gelände der Deutschordensniederlassung. Wo sich früher der Rhein und die Mosel trafen.
Fotogenes Koblenz

Die Basilika St. Kastor ist die älteste erhaltene Kirche in Koblenz.
Auf dem Weg zurück zur Anlegestelle mach ich kurz an einem besonderen Bauwerk halt. Die Basilika Sankt Kastor stammt ursprünglich aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Hier trafen sich einst Könige und Kaiser zu wichtigen Verhandlungen. Die Abfahrtszeit der MS Edelweiss ist keine Verhandlungssache. Jeder Gast weiss, wann er wieder zurück auf dem Schiff sein muss. Der Kapitän legt pünktlich ab und fährt in Richtung Romantischer Rhein. Ich mag diese Strecke sehr, denn sie ist für mich der schönste Teil des Rheins. Vom Sonnendeck aus ist die Aussicht einfach grandios. Mit Blick auf die Burgen und Schlösser auf beiden Uferseiten.
Wiedersehen mit Schloss Stolzenfels

Das prächtige Schloss Stolzenfels oberhalb des Rheins bei Koblenz.
Fahrtrichtung rechts thront Schloss Stolzenfels auf dem Hügel, den ich noch am morgen erklommen habe. Vom Schiff aus betrachtet, sieht es noch prachtvoller aus. Die passende Kulisse für eine stil- und genussvolle Pause bei Süssem, Kaffee und Tee.
Konditorei an Bord

Süsse Verführungen am Kuchenbuffet an Bord der MS Edelweiss.
Während die Passagiere ihre Ausflüge machten, liefen in der Bordküche Mixer und Backofen auf Hochtouren. Das Buffet im Panorama-Salon hat das talentierte Küchenteam in ein Schlaraffenland verwandelt. Bevor sich die Gäste auf die Kunstwerke stürzen, werden ganz viele Fotos gemacht. Die Cremes und Kuchen sehen wirklich fantastisch aus. Ich bin sonst nicht so wild auf Nachspeisen, aber bei diesem Anblick kann ich nicht widerstehen.
Genuss fürs Auge und den Gaumen

Vom Sonnendeck der MS Edelweiss ist der Blick auf Burgen und Schlösser am schönsten.
Ein paar Leckereien begleiten mich zurück aufs Sonnendeck. Genau das liebe ich an Flusskreuzfahrten! Die Landschaft zu betrachten und gleichzeitig zu schlemmen und geniessen. Entspannt im Liegestuhl zu faulenzen. Sogar den Weg ein Deck tiefer in die Bar kann ich mir sparen. Der leckere Cocktail wird mir direkt aufs Sonnendeck serviert.
Burgenromantik am Rhein

Die Burg Katz thront über St. Goarshausen am Rhein.
Rundum versorgt, geht es mir blendend und es mangelt an nichts. Was auf so einer Burg nicht immer der Fall war. Sie wurden zum Schutz der Zollstellen am Rhein erbaut. Doch von den trutzigen Festungen liessen sich die französischen Truppen nicht beeindrucken und zerstörten viele, wie auch 1806 die Burg Katz.
Europas Wasserstrasse

Aussicht während der Flusskreuzfahrt mit der MS Edelweiss auf dem Rhein.
Heute ist der Rhein eine der am stärksten befahrenen Wasserstrassen der Welt. Die Binnenschifffahrt spielt im Güterverkehr eine bedeutende Rolle. Die Passagen sind darum genau geregelt. Besonders an schwierigen Stellen wie der berühmten Loreley. Während wir am Felsen vorbeifahren, ertönt das Loreley-Lied aus den Bordlautsprechern und es werden Loreley-Drinks serviert.
Weinland Rheinland

Flussfahrt entlang der Weinberge am Rhein.
Weinberge prägen ebenfalls die Uferlandschaft. Sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Rheinland werden ausgezeichnete Weine produziert. Den einen oder anderen feinen Tropfen kann man gleich an Bord probieren.
Dinner-Kreuzfahrt

Schlemmen auf hohem Niveau an Bord der MS Edelweiss.
Oder später als Begleiter zum köstlichen Abendessen geniessen. Jeden Tag überrascht die Crew der Bordküche mit einer attraktiven Menüwahl. Nach den drei Gängen im Restaurant, folgt noch ein Abstecher zum Schlummertrunk in die Bar.
Welterbestätte Speyer

Marktstände säumen die Maximilianstrasse in Speyer.
Ein Glas prickelnder Pfälzer Wein gibt’s auf dem Markt in Speyer am nächsten Tag. Heute lohnt es sich den Regenschirm aus der Kabine mitzunehmen. Den Besuch des Bauernmarkts lass ich mir trotz miesem Wetter nicht entgehen. Zahlreiche Stände mit regionalen Produkten säumen die Maximilianstrasse. Zu kaufen gibt es Spezialitäten wie beispielsweise die Speyrer Brezel oder Saumagen.
Zeitreise durch Speyer

Spannende Stadtführung durch das historische Speyer.
Wie es in Speyer anno dazumal zu und her ging, erfahre ich während einer Stadtführung. Im historischen Kostüm verrät der Reiseführer vor den wichtigsten Schauplätzen Anekdoten aus der Stadtgeschichten. Mit der Betonung auf vor, denn nach eineinhalb Stunden bin ich patschnass.
Die Elsässer Schutzpatronin

Statue der Heiligen Odilia im Kreuzgarten des Klosters Odilienberg im Elsass.
Für den letzten Ausflug während der Flusskreuzfahrt bin ich darum besser gewappnet. Nach dem äusserst reichhaltigen Brunch mit allem was das Herz begehrt, geht es mit dem Bus von Strassburg entlang der Elsässer Weinstrasse. Auf der war ich für Weindegustationen bei Winzern schon öfters unterwegs. Aber noch nie auf dem Odilienberg bei Obernai. Der verschwindet fast im Nebel und der Regen tropft grosszügig vom Himmel. Die Aussicht vom Buntsteinfelsen über die Rheinebene fällt leider komplett ins Wasser. Genau das ist im Kloster aber besonders wertvoll.
Heilige Heilerin

Geschichte der heiligen Odilia, Schutzpatronin des Elsass.
Die heilige Odilia ist nicht nur die Schutzpatronin des Elsass, sondern auch als Heilerin bekannt. Das Wasser aus der nahegelegenen Odilienquelle soll bei Augenleiden helfen. Die Zeit ist zu knapp, um bis dorthin zu wandern. Glücklicherweise kann ich Heilwasser in einem Plastikfläschchen abgefüllt in der Klosterkirche kaufen. Im hübschen Städtchen Obernai gönne ich mir schliesslich noch ein Gläschen Crémant zum Aperitif. Der letzte Abend an Bord wird mit einem 6-gängigen Gala-Dinner gefeiert. Wie ein Murmeltier schlafe ich in meinem Bett und wache nicht mehr bei den Passagen durch die Schleusen auf. Es ist der Wecker, der mich zurück in Basel aus den Träumen klingelt. Schade, denn ich wäre noch gerne länger an Bord geblieben. Auf das Ausschiffen folgt hoffentlich bald wieder ein Einschiffen!
Barbara Blunschi’s Reisetipps
