In meiner Kindheit habe ich St. Gallen oft besucht, doch später fuhr ich an der Kantonshauptstadt oft nur vorbei. Ein grosser Fehler, den ich kürzlich korrigiert habe! An fünf Beispielen verrate ich euch, warum sich ein Besuch von St. Gallen im Winter besonders lohnt!

1. Tipp: Biber probieren

Bahamas Martini

Die St. Galler waren die ersten, die bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts das typische Bibergebäck erfunden haben. Wie das damals «Bimenzelten» genannte Gebäck hergestellt wird, verrät mir Confiseur Martin Schnyder in der Backstube der Confiserie Roggwiler persönlich. Wichtigster Bestandteil ist der Teig aus Honig, Zucker, Dinkelmehl, Orangen, einem Triebmittel und einer Gewürzmischung aus Koriander, Anis, Sternanis, Zimt, Nelken und Ingwer. Für diese Mischung hat jede Confiserie ihr eigenes Rezept, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Wie auch die Model-Sujets, welche den mit einer Mandelmasse gefüllten Biber zieren.

2. Tipp: Bibliothek bewundern

Um den wertvollen Parkett zu schützen, stecken meine Schuhe in riesigen Filzpantoffeln, während ich durch den schönsten Rokokosaal der Schweiz schlurfe.  Rund 170’000 Bände und über 2100 einzigartige Handschriften beherbergt die Stiftsbibliothek, welche darum auch als wichtigste Handschriftenbibliothek der Welt gilt! Sie ist das Prunkstück des Stiftbezirks, dessen Abtei bereits im 9. Jahrhundert eine geistige und wirtschaftliche Hochblüte erlebte und heute zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die eigentliche Hauptattraktion von St. Gallen ist wirklich ein Hingucker!

3. Tipp: Baumschmuck kaufen

Ich liebe Weihnachtsschmuck und in der Galerie Lüchinger gibt es den glücklicherweise auch ausserhalb der Festtageszeit. Ladenbesitzerin Carmela Lüchinger, die selber passionierte Sammlerin von Weihnachtsschmuck ist, bietet aussergewöhnliche Schmuckstücke die mundgeblasen und handbemalt sind. Darunter auch typische Ostschweizer Motive wie die Appenzeller Silvesterchläuse und natürlich darf auch die St. Galler Bratwurst und das dazugehörende Brötli nicht fehlen!

4. Tipp: Am Hampelmann ziehen

An der Marktgasse strahlen vor dem Spielwarengeschäft Zollibolli das ganze Jahr über die Kinderaugen, doch während den Festtagen funkeln sie noch ein wenig mehr. Traditionell hängt an der Fassade das Maskottchen und kein Dreikäsehoch lässt es sich entgehen, am Seil zu ziehen und den roten Hampelmann so zum Hampeln zu bringen. Über den Dächern der Altstadt strahlen während den Festtagen 700 Sternen und verwandeln die Gallus Stadt in eine «Sternenstadt»!

5. Tipp: Erker gucken

Besonders gut hat mir der Bummel durch die Altstadt, wo über 100 Erker die Riegelhäuser zieren. Beeindruckt man heute den Nachbarn mit einer edlen Karosse vor der Haustüre, waren es damals diese aufwändig dekorierten Holzkonstruktionen Dabei entdecke ich exotische Früchte und Figuren aus allen Kontinenten. Besonders witzig sind die kunstvoll geschnitzten Gestalten mit herausgestreckter Zunge, die offenbar den Nachbarn ärgern sollten.

Barbara Blunschi’s Reisetipps

  • Anreise:  Bequem erreicht man die Kantonshauptstadt per Bahn.

  • Übernachten: Ruhig und trotzdem sehr zentral gelegen überzeugt das erstklassige Hotel Einstein mit seinem gediegenen Ambiente und Service.

  • Kulinarik: Für Biber und eine Tee- oder Kaffeepause zwischen dem Bummeln durch die St. Galler Gassen empfehle ich die Confiserie Roggwiller (Multergasse 17). Eigentlich heisst das Gasthaus ja zum Goldenen Leuen, doch bekannter ist es als «NAZ» (Schmiedgasse 30) und mir haben die Chäschüechli und das Bierfondue hervorragend geschmeckt. Ausgezeichnete St. Galler Bratwürste werden in der Metzgerei Gemperli (Schmiedgasse 34) gebraten und dazu passt ein Bier der Brauerei Schützengarten.

  • Mehr Informationen: Das lokale Tourismusbüro St. Gallen-Bodensee Tourismus bietet umfangreiche Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Buchungsmöglichkeiten und Veranstaltungen.