Die Region im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen lockt mit ungewöhnlichen Wasserschlössern, einer Himmelsbrause und einer Kläranlage, die sich in ein europaweit bekanntes Naturschutzgebiet verwandelt hat. Auch einer Türmerin sind wir begegnet und verraten ganz viele Tipps für einen unvergesslichen Aufenthalt.
Alles nur Fassade

Voll Barock: Der Erbdrostenhof wurde 1753 bis 1757 erbaut.
Auch wenn die Radfahrer meist über Kopfsteinpflaster holpern, sind viele rasend schnell unterwegs. Dafür hört man das Klappern der Fahrradgestelle schon von weitem und ist vorgewarnt. Münster ist jung und dynamisch. Und gleichzeitig reich an Geschichte. Seit der Gründung im Jahr 793 ist viel passiert. Besonders prägend war der 2. Weltkrieg, denn damals wurde die Altstadt zu 91% zerstört. 1949 wurde mit dem Wiederaufbau das Bild des historischen Stadtkerns glücklicherweise wieder hergestellt. Darunter der prächtige Erbdrostenhof im Barockviertel der Stadt.
Das Rathaus als Hingucker

Das Rathaus am Prinzipalmarkt mit beeindruckender Fassade.
Oder das Rathaus mit seiner imposanten Fassade, die jedem Besucher gleich ins Auge sticht.
Das Gebäude mit den prägnanten Giebeln wurde nach dem Krieg fast originalgetreu wieder aufgebaut.
Legendäres Friedensabkommen

Der Friedenssaal im Rathaus von Münster.
Nahezu original ist der Friedenssaal im Inneren des Rathauses. In diesem Raum wurde 1648 der Westfälische Friede unterzeichnet. Und somit der Dreissigjährige Krieg um europäische Territorien und die Gleichstellung der Konfessionen beendet.
Wertvolle Details

Kronleuchter im Friedenssaal vom Rathaus in Münster.
Im mit Holzvertäfelungen verzierten Saal sind die Porträts der Gesandten und der wichtigsten europäischen Monarchen zu sehen. Das waren Kaiser Ferdinand III., Philipp IV. und Ludwig XIV. Nicht nur die Gemälde sind sehenswert, sondern auch beispielsweise ein kunstvoller Kronleuchter.
Nur für Ehrengäste

Goldener Hahn als Trinkgefäss im Friedenssaal im Rathaus von Münster.
In einer gläsernen Vitrine ist ein goldener Hahn zu sehen. Eigentlich ist die 42 cm hohe Statuette grösstenteils aus Silber. Der ungewöhnliche Trinkpokal gilt als Symbol für Frieden und Gastfreundschaft. Er kommt aber nur bei Ehrengästen wie dem Dalai Lama zum Einsatz.
Münsters Himmelstelefon

Auf dem Domplatz vor dem St.-Paulus-Dom findet der Wochenmarkt statt.
Keine Standesunterschiede gibt es auf dem Platz vor dem St.-Paulus-Dom. Jeden Mittwoch und Samstag findet hier der Wochenmarkt statt. Ungewöhnlich ist die Westfront des im romanischen Stil erbauten Kirchengebäudes. Es ist eine einfache Sandsteinwand mit 16 kreisrunden Fenstern. Die Einheimischen nennen sie die «Wählscheibe zum Himmelstelefon» oder «Heilig-Geist-Brause».
Begrünte Altstadt

Grüne Begegnungszone beim Domplatz in Münster.
Gleich nebenan befindet sich die Domplatz-Oase. Aus ehemaligen Parkfeldern ist eine begrünte Begegnungszone entstanden. Dank der schattenspendenden Bäume findet sie besonders im Sommer hohen Anklang.
Kurze Wege in Münster

Vom Domplatz Richtung Liebfrauen-Überwasser-Kirche.
Ins Schwitzen kommt man beim Rundgang durch die Altstadt kaum. Alle Sehenswürdigkeiten liegen in bequemer Gehdistanz. Ein Katzensprung über die Brücke des Flüsschens «Aa» bringt uns zur Liebfrauen-Überwasser-Kirche. Sie gehörte einst zu einem adeligen Damenstift in einer Vorstadt mit eigenem Gericht und Markt.
Münsterlands Vergangenheit

Kiepenkerl-Denkmal im Kiepenkerlviertel.
Herumziehende Händler kauften den Bauern die landwirtschaftlichen Produkte ab und lieferten diese in die Stadt. Den Namen Kiepenkerle verdankten die Männer der hölzernen Rückentrage mit dem Korbgeflecht, mit der sie zu Fuss zwischen Stadt und Land pendelten. Nicht nur Waren, sondern auch Nachrichten wurden so ausgetauscht. Ausgetauscht wurde auch das ursprüngliche Denkmal, dass 1945 von den US-Truppen zerstört wurde.
Der Turm zu Münster

Die spätgotische St. Lamberti Kirche mit dem markanten Turm.
Auch die St. Lamberti Kirche litt unter den Bombardierungen. Besonders auffallend ist der «Lambertiturm» mit einer Höhe von 90,5 Metern und der neogotischen Form. Nachts leuchtet an seiner Spitze eine Himmelsleiter und dank der «Irrlichter» sind die eisernen Körbe der 1536 hingerichteten Täufer zu sehen.
Aussichtsreicher Nebenjob

Martje Thalmann ist die erste weibliche Türmerin in der St. Lamberti-Kirche.
Oberhalb der Wiedertäufer-Käfige befindet sich der Arbeitsplatz der Türmerin. Seit dem späten Mittelalter und offiziell im Beamtenstatus seit dem 16. Jahrhundert, schaute ein Türmer nach Bränden oder Feinden Ausschau. Den Job in luftiger Höhe hatte sich 2014 Martje Thalmann ergattert, die wir am Eingang zum Turm treffen. Die gebürtige Norwegerin muss täglich (ausser Dienstag) die 298 Treppenstufen zu ihrem Arbeitsort erklimmen.
Ältestes Gasthaus im Ort

Traditionsreiche Küche im Alten Gasthaus Leve in Münster.
Wie die sonst als Musikerin und Autorin arbeitende Martje zu ihrem Traumjob kam, erzählt sie uns während des Abendessens im «Alten Gasthaus Leve». Wir lauschen gespannt und geniessen die traditionsreiche Küche des ältesten Gasthauses im Ort. Unsere Türmerin hat leider nur wenige Zeit, denn von 21 bis 24 Uhr muss sie von ihrem Turmstübchen halbstündlich in das Signalhorn blasen.
Gute Nacht Münster

Zimmer im Mauritzhof Hotel in Münster.
Bis ihre Arbeitszeit endet, liegen wir schon im bequemen Bett. Von der Altstadt sind es nur ein paar Schritte bis zu unserem Designhotel, dass sich an der Promenade befindet. Wo früher einst die Stadtmauer Münster umschloss.
Architektur und Geschichte

In der Mittelalter-Kollektion des LWL Museums für Kunst und Kultur in Münster.
Schätze aus dieser Zeit gibt es im LWL Museum für Kunst und Kultur zu bewundern. Eine spannende architektonische Mischung aus Alt- und Neubau. Zum Beispiel im Bereich der Mittelalterkollektion. Der feuerrot leuchtende Raum mit den Holzstatuen und dem riesigen Fenster mit Aussicht auf den Dom sind ein Besuch wert.
Romantik und Literatur

Die Wasserburg Hülshoff ist der Geburtsort von Annette von Drosten-Hülshoff.
Eine ganz andere Architektur erwartet uns im Südmünsterland. Genauer in Havixbeck, wo wir die Wasserburg Hülshoff besuchen. Die zwischen 1540-45 erbaute Burg steht auf zwei Inseln und ist über Brücken erreichbar. Doch nicht nur der idyllischen Lage wegen, pilgern zahlreiche Besucher hierhin. Es ist der Geburtsort der Dichterin Annette von Drosten-Hülshoff. Das Droste Museum mit Erinnerungsstücken an sie, ist gleichzeitig ein «Center for Literature».
Barockes Schmuckstück

Blick auf einen Teil des barocken Wasserschlosses Nordkirchen.
Weit pompöser präsentiert sich ein Wasserschloss, dass auch als «Westfäler Versailles» bezeichnet wird. 1703 wurde der Grundstein zum Bau von Schloss Nordkirchen gelegt. Über dreissig Jahre dauerte der Bau am barocken Wasserschloss und der Parkanlage, die ursprünglich der Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg in Auftrag gab.
Vorbild Versailles

Die Gartenanlage von Schloss Nordkirchen gehört zu den schönsten Europas.
Allein dem Garten und Park widmete sich der Architekt Johann Conrad Schlaun zehn Jahre lang. Entstanden ist einer der berühmtesten Gärten Europas. Das Schloss hat eine bewegte Geschichte und wechselte immer wieder die Besitzer, bis es schliesslich 1958 vom Land NRW gekauft wurde.
Schlendern und Staunen

Kastanienbaumallee im Park von Schloss Nordkirchen.
Das hat im Schloss dir Fachhochschule für Finanzen untergebracht. Während unserem Besuch wurde die Feier zum Abschluss der zukünftigen Mitarbeiter der Landesfinanzverwaltung vorbereitet. In den herrschaftlichen Räumen wurde die Disco-Beleuchtung für den Tanzabend installiert. Uns wollte man leider nicht mit dabeihaben.
Nachhaltig Schlemmen

Klassisches Schnitzel im Gasthaus Grosser Kiepenkerl in Münster.
Wir haben uns dafür einen Schlemmerabend gegönnt. In Sichtweite des Kiepenkerls, der auch dem Gasthaus seinen Namen gab. Regional und nachhaltig ist hier oberstes Gebot und das schätzen auch die Gäste. Neben den Speisen sind auch die Bierspezialitäten empfehlenswert.
Einzigartiges Naturschutzgebiet

Naturparadies im Vogelschutzgebiet Rieselfelder Münster.
Die Abwässer von Münster wurden zwischen 1901 und 1975 auf einem 640 Hektar grossen Fläche ausserhalb der Stadt geklärt. Daraus entstanden ist nach dem Bau einer Grosskläranlage ein 233 Hektar grosses Naturschutzgebiet. Das europaweit bekannte Flachwasserbiotop bietet nicht nur rund 200 heimischen Vogelarten Schutz.
Aus der Vogelperspektive

Aussichtsturm zur Vogelbeobachtung im Rieselfelder Münster.
Selbst höchst seltene Vogelarten können vom Aussichtsturm beobachtet werden. Von den meist freiwilligen Mitarbeitern der Biologischen Station werden sie akribisch gezählt. Die Entwicklung im Vogelschutzgebiet ist sehr positiv, obwohl die nahegelegenen, riesigen Windräder grosse Sorgen bereiten.
Unterwegs im Münsterland

Matjesfilets mit Bratkartoffeln im Gasthaus Lauheide in Telgte.
Mit diesen Eindrücken vom Rieselfelder Münster verlassen wir das Münsterland in Richtung Paderborn. Mit einem Halt im Biergarten des Gasthus Lauheide in Telgte. Welche kulinarischen Spezialitäten in Paderborn und dem Teutoburger Wald serviert werden, wird in einem anderen Blogbeitrag verraten.
Barbara Blunschi’s Reisetipps
